Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) wurde 1969 in Bonn gegründet. Sie verfolgt ausschließlich gemeinnützige
Zwecke mit dem Ziel, die Informatik zu fördern. Dies wird unter anderem
durch die Herausgabe und Förderung von Fachpublikationen, der Abgabe von
öffentlichen Empfehlungen und Stellungnahmen zur Informatik sowie der
Mitwirkung im Bereich von Normen und Standards erreicht. Des Weiteren werden durch
die Organisation von Fachtagungen, Kongressen und Ausstellungen fachliche Kommunikationsforen
bereitgestellt.
Die Mitglieder der GI kommen aus allen Bereichen der
Wissenschaft, der Informatikindustrie, der Anwendungen, der Lehre und der
Ausbildung. Während der Entstehung dieser Arbeit hat die GI ca. 24.000 Mitglieder.
[GI01]
Die GI setzt sich unter anderem dafür ein, informatische Bildung an allgemein bildenden Schulen als Pflichtfach einzuführen mit dem
Ziel, ein grundlegendes Verständnis dieser Schlüsselwissenschaft
gleichberechtigt allen Schülern zu vermitteln, unabhängig von
Herkunft, Geschlecht und sozialen Verhältnissen. Die Gesellschaft ruft in
einem Memorandum von 2004 alle Verantwortlichen auf, die notwendigen Schritte
dazu einzuleiten. Empfehlungen für ein Gesamtkonzept zur informatischen
Bildung an allgemein bildenden Schulen wurden bereits im Jahr 2000 von der GI
veröffentlicht.
Nur mit einem speziellen Schulfach Informatik könne man
laut GI grundlegende Methoden und Sichtweisen bereitstellen, die ein Verständnis von
Informations- und Kommunikationssystemen ermöglichen und somit auf eine
Entwicklung reagieren, in der Fähigkeiten wie effiziente und
verantwortungsvolle Nutzung sowie eine Abschätzung der prinzipiellen
Chancen und Risiken moderner Informatiksysteme nicht nur von ausgebildeten
IT-Spezialisten, sondern zunehmend von allen verlangt werden. [GI02]
Empfehlungen für ein Gesamtkonzept zur informatischen Bildung an allgemein bildenden Schulen
Mit dieser im Jahr 2000 herausgegebenen Empfehlung richtet
sich die Gesellschaft für Informatik an Entscheidungsträger, die sich
mit der Planung und Umsetzung von schulischer Bildung befassen sowie an die Informatiklehrer
allgemein bildender Schulen. Die GI stellt hiermit ein Gesamtkonzept vor, das
„die Vermittlung von Hintergrundwissen in allen Phasen der informatischen
Bildung, von der einfachen Anwendung eines Computers bis zur eigenen Gestaltung
von Anwendungen“ [GI03], betont und verfolgt somit prinzipiell einen
alternativen Ansatz gegenüber anderen, zum Teil bereits gescheiterten
Konzepten, wie z.B. der integrierten Informationstechnischen Grundbildung, dem
„Internet-Führerschein“ oder der
„Bürgerinformatik“, „die sich meist auf
oberflächliche Bedienungsfähigkeiten durch die Schulung in der
Handhabung einer bestimmten Version irgendeines Software-Produkts reduzieren“
[GI03].
Aufgrund der Ausgangslage einer ständig zunehmenden
Einflussnahme komplexer Informatiksysteme auf unser Leben werden dessen Beherrschung
und die Vermittlung von ergänzenden Kulturtechniken zum Umgang mit digital
dargestellter Information unverzichtbar. Dazu gehören:
die Beschaffung von Information,
die Darstellung von Information in maschinell
verarbeitbaren Zeichen (Daten),
die maschinelle Verarbeitung und Verteilung der
Daten und
die Gewinnung neuer Information durch
Interpretation der gewonnenen Daten, die zusammen mit dem Vorwissen zu neuem
Wissen führt.
Die GI fordert, die Grundlagen dieser neuen Kulturtechnik
bereits im Rahmen des vorfachlichen Unterrichts in den Jahrgangsstufen 1 bis 4
zu legen, um diese später in einem eigenen Fach zu vertiefen.
Die im Konzept der GI charakterisierte informatische
Bildung, welche Kenntnisse und Fertigkeiten auf unterschiedlichem Niveau in der
Primarstufe, in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II vermitteln
soll, orientiert sich an den folgenden vier Leitlinien:
Interaktion mit Informatiksystemen,
Wirkprinzipien von Informatiksystemen,
Informatische Modellierung,
Wechselwirkungen zwischen Informatiksystemen,
Individuum und Gesellschaft.
Interaktion mit
Informatiksystemen dient als Leitlinie für Fächer, die sich auf
die Entwicklung von Strategien beziehen, ein von den Fähigkeiten und
Fertigkeiten des Einzelnen abhängiges, interaktives Handeln mit
Informatiksystemen zu ermöglichen.
Wirkprinzipien von
Informatiksystemen helfen, ein Verständnis über den Aufbau und
die Funktionsprinzipien von Informatiksystemen und Systemkomponenten zu vermitteln.
Dieses Verständnis trägt zur Entmystifizierung solcher Systeme und
ihrer Anwendung bei.
Informatische
Modellierung spielt bei der Konstruktion und Analyse von Informatiksystemen
die Rolle der Erstellung von Bauplänen. Die Schüler verstehen
Informatiksysteme als Kombination von Hard- und Software-Komponenten als
Ergebnis eines informatischen Modellierungsvorgangs und lernen informatische
Modellierungstechniken, die zur Beschreibung der Struktur von
Informatiksystemen und zur Lösung komplexerer Probleme angewendet werden.
Wechselwirkungen
zwischen Informatiksystemen, Individuum und Gesellschaft dienen als
Leitlinie zu Themen, die sich mit dem verantwortungsbewussten Gestalten und Einsetzen
von Technologie und dabei auch mit normativen und ethischen Fragen auseinandersetzen.
Diese vier Leitlinien bilden den Rahmen zur Vermittlung von
Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz. Die Schüler erlernen sowohl
fachbezogenes und fachübergreifendes Wissen als auch Methoden, Information
zu beschaffen, zu strukturieren und zu bearbeiten. Außerdem sollen
soziale Fähigkeiten des miteinander Arbeitens und der Umgang mit der
eigenen Identität erschlossen werden. Somit stellen diese Kompetenzen
einen wichtigen Bestandteil heutiger Allgemeinbildung dar.
Die Empfehlung schlägt als einführende
Maßnahme den Einsatz von Informatiksystemen in der Primarstufe vor,
wodurch Grundfertigkeiten der Bedienung intuitiv und fachlich korrekt erlernt
werden. In der Sekundarstufe I, spätestens ab Jahrgangsstufe 6, fordert
die GI die Einführung eines eigenständigen Unterrichtsfachs Informatik
im Pflichtfächerkanon. Der bisher geringe Stellenwert des Faches
Informatik in der Sekundarstufe II soll korrigiert werden, sodass dieses
gleichberechtigt zu den anderen Naturwissenschaften in der Abiturprüfung
eingebracht und als Prüfungsfach gewählt werden kann. [GI03]
Memorandum der Gesellschaft für Informatik e.V. (2004): Digitale Spaltung verhindern – Schulinformatik stärken!
Dieses vom Präsidium der Gesellschaft für
Informatik im September 2004 verabschiedete Memorandum ruft Bildungsverantwortliche
dazu auf, die nachfolgend genannten, notwendigen Schritte einzuleiten, um das
Fach Informatik an den allgemein bildenden Schulen gleichberechtigt zu anderen
Fächern einzuführen:
Einführung eines durchgängigen
Pflichtfachs Informatik in der Sekundarstufe I an allen allgemein bildenden
Schulen aller Bundesländer
Verankerung der Informatik in der gymnasialen
Oberstufe
Zulassung von Informatik als vollwertiges
Prüfungsfach in allen Abschlussprüfungen an Schulen
Erteilung von Unterricht im Fach Informatik nur
durch ausgebildete oder entsprechend weitergebildete Lehrkräfte
Die Gesellschaft für Informatik ist überzeugt,
dass eine stärkere Verankerung der
Informatik in der Schule einerseits durch Förderung der allgemeinen
IT-Kompetenz zur Effizienzsteigerung zahlreicher Arbeitsprozesse beitragen
könnte und andererseits über eine Verbesserung der Ausbildung von
Informatik-Spezialisten die Innovativität und das Qualitätsniveau
unserer IT-Industrie stark anheben würde. [GI02]