|
SachsenZusammenfassung der informatischen Schulbildung in SachsenNach vier Jahren an der Grundschule setzt sich die allgemeine Schulbildung für gewöhnlich an der Mittelschule oder dem achtstufigen Gymnasium fort. Die beruflich orientierte Mittelschule vereint die Bildungswege Hauptschule und Realschule, weshalb die Schüler nach den Orientierungsstufen 5 und 6 ab der Jahrgangsstufe 7 im abschlussbezogenen Unterricht lernen. Bereits in der Grundschule sollen die Schüler den Computer im Rahmen einer informatischen Vorbildung als Medium und Werkzeug einsetzen, sodass schon hier die Basis für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Informationstechnik geschaffen wird [SN00]. Zur informatischen Schulbildung in Sachsen gehört neben der grundlegenden informatischen Erziehung im weiteren Sinne auch eine integrativ vermittelte Medienerziehung, welche sich durch die gesamte Schullaufbahn zieht und unter anderem computerrelevante Themen beinhaltet. Erste informatische Bildung an den weiterführenden Schulen findet sowohl an der Mittelschule als auch am Gymnasium in Klasse 5 und 6 innerhalb des Fachs Technik/Computer statt und wird ab Klasse 7 mit dem Pflichtfach Informatik fortgesetzt. [SN01] Tabelle 104: Schulsystem in Sachsen
Technik/Computer in der OrientierungsstufeAn der Mittelschule und dem Gymnasium wird das Fach Technik/Computer in Klasse 5 zunächst mit zwei Wochenstunden unterrichtet und in Klasse 6 im Umfang von einer Wochenstunde weitergeführt. Primäres Ziel des Unterrichts ist das Verständnis technischer Sachverhalte, das Erwerben technikbezogener Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Bewerten von Nutzen und Qualität technischer Mittel und Verfahren. Weiterhin lernen die Schüler die Computertechnik der Schule zu bedienen und den Umgang mit Information in Form von Beschaffung, Austausch, Darstellung und Präsentation [SN03]. Der Unterricht ist dabei jeweils in zwei obligatorische Lernbereiche und vier Lernbereiche mit Wahlpflichtcharakter gegliedert, die in der folgenden Tabelle übersichtlich dargestellt sind. Tabelle 105: Technik/Computer in Jahrgangsstufe 5 und 6
Der erste Lernbereich der Jahrgangsstufe 5 legt seinen Schwerpunkt auf die Vermittlung technischer Fertigkeiten, wobei im zweiten Lernbereich der Erwerb informatischer Grundkenntnisse im Umgang mit dem Computer im Vordergrund steht. Neben der sachgemäßen Bedienung des Rechners und einem grundlegenden Verständnis für dessen Funktionsweise soll auch der Nutzen des Internets als Informationsquelle kritisch betrachtet und damit ein Beitrag zur Medienkompetenz geleistet werden. Aus informatischer Sicht ist das Wahlpflichtthema Nachrichten übertragen interessant, da durch den Einblick in die Entwicklung und Realisierung der Nachrichtenübermittlung sowie in einfache Verschlüsselungsverfahren ein weiter Schritt in Richtung Medienkompetenz getan wird. In Jahrgangsstufe 6 nimmt wieder die Entwicklung technikbezogener Kompetenzen, wie das funktionale Zusammenwirken verschiedener Bauteile, das Gros des Unterrichts ein. Der zweite Lernbereich widmet sich schließlich dem Informationsaustausch mithilfe des Computers, wobei allerdings das Gewicht auf der Umsetzung und Gestaltung von Dokumenten und Tabellen sowie dem Beherrschen der elektronischen Kommunikation via Email liegt. Aus dem Wahlpflichtbereich ist das Thema Signale nutzen von Interesse, das sich mit den Grundlagen der Signalumwandlung und Signalübertragung befasst. [SN02] Informatik an der MittelschuleDas Pflichtfach Informatik an der Mittelschule erstreckt sich von der 7. bis zur 10. Klasse im Umfang von einer Wochenstunde. Das Fach baut auf jenen Basiskenntnissen im Bereich der Informationsbeschaffung und -darstellung auf, welche bereits im Fach Technik/Computer vermittelt wurden und zielt auf das Aneignen von Strategien und Methoden im Umgang mit Information und Daten. Außerdem setzen sich die Schüler mit dem Nutzen von Informatiksystemen und deren Wirkung auf Individuum und Gesellschaft auseinander, verwenden informatische Modellierungstechniken und lernen Problemlösestrategien kennen. Die Leitlinien, an denen sich die Gestaltung der Lernbereiche orientiert, entsprechen denen der Gesellschaft für Informatik (vgl. Kapitel 2.1.1), wobei der letzte Punkt hier in Wechselwirkungen zwischen Informatiksystemen, Mensch und Gesellschaft geändert wurde. Die Wahl der geeigneten Anwendungen zum Erreichen der Ziele und Inhalte der Lernbereiche trifft der Fachlehrer, wobei er sich nach bestimmten Festlegungen zur Anwendungsnutzung richtet. Im Unterricht soll Wert auf eine ausgewogene Erarbeitung informatischer Grundlagen und deren praktische Umsetzung in verschiedenen Systemen gelegt werden, sodass die Bedienung von Werkzeugen in den Hintergrund tritt. Aufgrund der hohen Komplexität informatischer Probleme soll stets auf Anschaulichkeit geachtet und lebensnahe Problemstellungen bearbeitet werden. Die nachfolgende Tabelle zeigt die obligatorischen Lernbereiche und die Wahlpflichtbereiche in den jeweiligen Jahrgangsstufen. Tabelle 106: Informatik in der Mittelschule
In Jahrgangsstufe 7 und 8 sollen laut Lehrplan auf jeden Fall Texte bearbeitet werden und Information in Tabellen dargestellt, verarbeitet sowie in grafischer Form präsentiert werden. In Jahrgangsstufe 9 und 10 steht die Strukturierung und Abbildung, als auch die Verknüpfung von Information aus verschiedenen Anwendungen im Vordergrund. Die in der Bearbeitung dieser Lernbereiche angestrebten, allgemeinen fachlichen Ziele gliedern sich wie folgt. 1. Aneignen von Strategien und Methoden des Umgangs mit Informationen und Daten 2. Nutzen von Informatiksystemen und Auseinandersetzen mit deren Wirkung auf Individuum und Gesellschaft 3. Verwenden von informatischen Modellen und Modellierungstechniken 4. Nutzen von Problemlösestrategien Die Lernbereiche mit Wahlpflichtcharakter sind so gestaltet, dass das gewählte Thema sowohl innerhalb einer Klassenstufe, als auch über mehrere Klassenstufen hinweg kontinuierlich bearbeitet werden kann. Die folgenden Tabellen fassen unter dem jeweiligen fachlichen Ziel zusammen, was in den verschiedenen Jahrgangsstufen erreicht werden soll. Tabelle 107: Aneignen von Strategien und Methoden des Umgangs mit
Informationen
Tabelle 108: Nutzen von Informatiksystemen und Auseinandersetzen mit
deren
Tabelle 109: Verwenden von informatischen Modellen und Modellierungstechniken
Tabelle 110: Nutzen von Problemlösestrategien
Informatik am GymnasiumDer gymnasiale Informatikunterricht zeichnet sich vor allem durch die Prinzipien Problemorientierung, Objektorientierung, Handlungsorientierung und Projektorientierung aus. Um die Bildung systematischer und wissenschaftsorientierter Grundlagen im Bereich der Informatik zu erreichen, werden am Gymnasium die folgenden allgemeinen fachlichen Ziele zugrunde gelegt: 1. Umgehen mit Daten und Informationen 2. Kennen lernen von Aufbau und Funktionalität ausgewählter Informatiksysteme 3. Modellieren von Zuständen und Abläufen 4. Realisieren von Problemlöseprozessen 5. Bewertung von gesellschaftlichen Aspekten der Informatik Für den Informatikunterricht der Mittelstufe besteht Belegungspflicht. Derzeit kann darauf aufbauend ein zweistündiger Grundkurs in den Klassenstufen 11 und 12 belegt werden. Im Rahmen der Oberstufenreform zum August 2008 wird es dann jedoch lediglich noch ein Wahlfach Informatik geben, welches nur unter der Bedingung belegt werden kann, dass eines der beiden Fächer Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft oder Geographie abgewählt wird [SN05]. Schüler, die sich in Klasse 9 und 10 für das sprachliche Profil entschieden haben, welches keine profilbezogene Informatik beinhaltet, können in der Oberstufe einen Wahlgrundkurs Informatik belegen. Informatik in der MittelstufeAm Gymnasium wird das Pflichtfach Informatik zunächst in Klassenstufe 7 und 8 mit jeweils einer Wochenstunde unterrichtet und schafft eine informatische, wissenschaftsorientierte Grundbildung. In Jahrgangsstufe 9 und 10 fällt ein Drittel der Zeit, die für das Profil (gesellschaftswissenschaftlich, künstlerisch, naturwissenschaftlich, sportlich) vorgesehen ist, auf die profilbezogene informatische Bildung, was wiederum in einer Wochenstunde resultiert. Die folgende Tabelle fasst die Inhalte der jeweiligen Lernbereiche und die Wahlpflichtbereiche zusammen. Tabelle 111: Informatik in Klasse 7/8 des Gymnasiums in Sachsen
Ebenso wie an der Mittelschule obliegt die Auswahl der für die Themenbereiche geeigneten Anwendungen dem Lehrer, wobei in Klasse 7 und 8 die Bearbeitung von Texten, Bildern und Grafiken sowie die Kalkulation in Tabellen berücksichtigt werden soll. In Jahrgangsstufe 9 und 10 wird die Informatik als profilbezogene informatische Bildung innerhalb des Profilbereichs weitergeführt und angepasst, wobei die speziellen fachlichen Ziele, die in diesen Jahrgangsstufen erreicht werden sollen, im jeweiligen Lehrplan ausgewiesen sind. Die folgenden Tabellen fassen die im Lehrplan formulierten, allgemeinen fachlichen Ziele unter den entsprechenden Überschriften zusammen. Tabelle 112: Umgehen mit Daten und Informationen
Tabelle 113: Kennen lernen von Aufbau und Funktionalität ausgewählter Informatiksysteme
Tabelle 114: Modellieren von Zuständen und Abläufen
Tabelle 115: Realisieren von Problemlöseprozessen
Tabelle 116: Bewertung von gesellschaftlichen Aspekten der Informatik
[SN04] Informatik in der Oberstufe: GrundkursAufbauend auf dieser durchgängigen informatischen Bildung der Sekundarstufe I kann derzeit ein Grundkurs Informatik belegt werden. Im August 2008 tritt jedoch die oben angesprochene Oberstufenreform in Kraft, welche lediglich noch ein Wahlfach Informatik vorsieht, das nur unter der Bedingung der Abwahl eines anderen Fachs belegt werden kann. Die folgende Tabelle zeigt die Lernbereichsinhalte des Grundkursfachs. Tabelle 117: Informatik im Oberstufengrundkurs des Gymnasiums in Sachsen
Der Lernbereich 8 ist in vier Varianten unterteilt, von denen eine im Unterricht behandelt wird, sodass eines dieser Teilgebiete der Informatik unter wissenschaftspropädeutischen Aspekten betrachtet werden kann. Die folgenden Tabellen fassen unter dem Gesichtspunkt des
jeweiligen fachlichen Ziels zusammen, was im Grundkursunterricht Informatik der
Oberstufe erreicht werden soll. Tabelle 118: Umgehen mit Daten und Informationen
Tabelle 119: Kennen lernen von Aufbau und Funktionalität ausgew. Informatiksysteme
Tabelle 120: Modellieren von Zuständen und Abläufen
Tabelle 121: Realisieren von Problemlöseprozessen
Tabelle 122: Bewerten von gesellschaftlichen Aspekten der Informatik
Informatik in der Oberstufe: WahlgrundkursFür diejenigen Schüler, welche sich im Rahmen der Profilbildung für das sprachliche Profil entschieden haben und somit im Unterricht keine profilbezogenen informatischen Themen behandelt haben, besteht in der Oberstufe die Möglichkeit einen Wahlgrundkurs Informatik zu belegen, dessen Lernbereiche und Stundenumfang in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind. Tabelle 123: Lernbereiche im Wahlgrundkurs Informatik der Oberstufe
Der Wahlgrundkurs widmet sich zunächst den verschiedenen Medientypen und der Erstellung eines interaktiven Multimediadokuments. Außerdem werden verschiedene Medientypen auf das Modell Klasse – Objekt – Attribut – Methode übertragen. Der nächste Lernbereich beschäftigt sich mit Daten und Datenbanken und in diesem Zusammenhang auch mit der Datenbanksprache SQL. Der dritte Bereich vermittelt die historische Entwicklung sowie Wissen über Komponenten und Topologien von Rechnernetzen und Diensten und die Schüler gewinnen Einblick in ein einfaches Schichtenmodell. Außerdem werden Datenschutz und Datensicherheit in vernetzten Systemen diskutiert und Umgangsformen in Internet besprochen. Schließlich wendet sich der Unterricht Algorithmen und Programmen zu. Neben einer Definition des Algorithmusbegriffs und dessen Eigenschaften und Darstellungsformen geht es in diesem Bereich um die Grundlagen der Programmierung. Dabei werden einfache Datenstrukturen sowie algorithmische Grundstrukturen behandelt und dabei ein Einblick in die Modularisierung gewonnen. Weiterhin wird eines von drei zur Verfügung stehenden Wahlpflichtthemen in den Unterricht integriert. [SN04] Ob und in wie weit ab dem Wirksamwerden der Oberstufenreform im Jahr 2008 zwischen diesem Wahlgrundkurs und dem, welcher den bisherigen Grundkurs Informatik ersetzt differenziert wird, ist nicht bekannt. Download als PDF-Datei |
KontaktTU-Dresden Fakultät Informatik Institut für Software- und Multimediatechnik Arbeitsgruppe Didaktik der Informatik Verantwortlicher Hochschullehrer: Prof. Dr. paed. habil. Steffen Friedrich ![]() Betreut von: Dr. rer. nat. Bettina Timmermann ![]() Bearbeitet von: Moritz Weeger ![]() |