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Sachsen-AnhaltZusammenfassung der informatischen Schulbildung in Sachsen-AnhaltNach der vierjährigen Grundschule wechseln die Schüler für gewöhnlich auf die Sekundarschule oder auf das 8-stufige Gymnasium. Auf der Gesamtschule, die alle Schulformen umfasst, ist es weiterhin möglich, das Abitur nach dreizehn Schuljahren zu erlangen. Die Sekundarschule vereint die Bildungswege Haupt- und Realschule, wobei in den Jahrgangsstufen 5 und 6 für alle Schüler gleich verpflichtende Lerninhalte gelten. Erst ab der 7. Klasse erfolgt eine abschlussbezogene Differenzierung, die nach der 9. Klasse zum Hauptschulabschluss, bzw. nach Jahrgangsstufe 10 zum Realschulabschluss führt. Erste informatische Bildung erfolgt an allen Schulen Sachsen-Anhalts in Klasse 7 und 8 mit der Einführung in die Arbeit mit dem PC. Parallel dazu werden an der Sekundarschule im Fach Wirtschaft/Technik weitere informatische Inhalte vermittelt. Zudem gibt es Schulart übergreifend den Wahlpflichtkurs Moderne Medienwelten, der einige Module mit Informatikbezug beinhaltet. Am Gymnasium kann Informatik ab Klasse 10 bis zum Ende der Jahrgangsstufe 12 als 2-stündiges Wahlpflichtfach belegt und somit lediglich als fünftes, mündliches Abiturfach gewählt werden. Tabelle 125: Positionierung des Informatikunterrichts in Sachsen-Anhalt
Informatische Bildung in der SekundarschuleAußer dem im Folgenden ausführlich besprochenen Pflichtkurs Einführung in die Arbeit mit dem PC und dem Fach Wirtschaft – Technik, welche ebenfalls informatische Themen beinhaltet, kann an der Sekundarschule der Wahlpflichtkurs Moderne Medienwelten von Jahrgangsstufe 7 bis 10 belegt werden, der ebenfalls Inhalte bietet, die aus Sicht der Informatik von Interesse sind. Einführung in die Arbeit mit dem PCIn den Schuljahren 7 und 8 soll die sogenannte Klassenstunde (1 WS) besonders der Entwicklung von Medienkompetenz dienen und den Kurs Einführung in die Arbeit mit dem PC beinhalten. Zur optimalen Umsetzung sollte zuvor die im Technikunterricht enthaltende Stoffeinheit „Einführung in die Arbeit mit dem Computer“ behandelt worden sein. Der Kurs ist zeitlich so ausgelegt, dass er innerhalb eines Schuljahres im Umfang von einer Wochenstunde unterrichtet werden kann. Am Ende der Jahrgangsstufe 8 sollen die Schüler ein bestimmtes Niveau an Sach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz erreicht haben. So kennen sie den Aufbau der PC-Arbeitsplätze sowie Grundlagen des Internets, der Dateiverwaltung und der Arbeit mit Text-, Tabellenkalkulations- und Präsentationssoftware. Die Schüler lernen Information zu beschaffen und bewerten, entwickeln Teamfähigkeit und erkennen die Stärken und Grenzen des Computereinsatzes. Laut den didaktischen Grundsätzen der Unterrichtsgestaltung soll der Kurs einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Diskursfähigkeit der Schüler leisten und diese zum selbstbestimmten, zielorientierten und problemadäquaten Einsatz des Werkzeuges PC befähigen, wobei Kenntnisse und Fähigkeiten durch entdeckendes, exemplarisches und handlungsorientiertes Lernen erworben werden. Der Unterricht ist so organisiert, dass sich maximal zwei Lernende einen Computer teilen und die Arbeitsplätze auch außerhalb des Unterrichts zugänglich sind. Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht über die zu vermittelnden Themen. Tabelle 126: Themen der Einführung in die Arbeit mit dem PC an der Sekundarschule
Der Themenkomplex Textverarbeitung und -gestaltung dient dem Erlernen der Grundlagen von Standardsoftware anhand eines Textverarbeitungssystems, sodass die Schüler Dokumente erstellen können. Internet – Recherche und Kommunikation ist eine Einführung in die Nutzung des Internets und behandelt die Informationssuche, E-Mail und Verhaltensregeln zur Kommunikation. Das Thema Tabellen und Diagramme vermittelt Grundfunktionen von Tabellenkalkulationsprogrammen. Schließlich führt die Computergestützte Präsentationsgestaltung die bisher erworbenen Kenntnisse zusammen und setzt den Schüler in die Lage multimediale Präsentationen zu erstellen. [ST01] Informatische Inhalte im Fach Wirtschaft – TechnikInnerhalb des Fachs Technik – Wirtschaft, das an der Sekundarschule von Klasse 7 bis 10 unterrichtet wird, finden sich im Bereich Technik einige informatische Pflichtinhalte, die in der folgenden Tabelle aufgelistet werden. Tabelle 127: Informatische Pflichtthemen im Bereich Technik an der Sekundarschule
Das Thema Einführung in die Arbeit mit dem Computer sollte zu Beginn der Jahrgangsstufe 7 aufgegriffen werden, da der Kurs Einführung in die Arbeit mit dem PC auf die hier vermittelten Inhalte aufsetzt. Die Schüler lernen die Grundbegriffe und den Aufbau des Computers kennen, erfassen die Einsatzmöglichkeiten des Computers in verschiedenen Lebensbereichen und sollen bereits über die Grundlagen des Datenschutzes und des Softwarerechts informiert werden. Sowohl der Umgang mit menügesteuerter Software, als auch der Umgang mit Daten sollen innerhalb dieses Themenbereichs vermittelt werden. Steuern und Regeln mit dem Computer vermittelt Grundlagen dieses Bereichs mit Beispielen aus dem lebensnahen Umfeld. Als Wahlthema kann in dieser Doppeljahrgangsstufe Grundlagen der Informations- und Kommunikationstechnik behandelt werden. Hier geht es vor allem um den Informationsaustausch zwischen Mensch und Maschine und Maschine und Maschine sowie die Grundvoraussetzungen des Informationsaustauschs. Außerdem wird ein vereinfachtes Strukturmodell der Informationsübertragung vermittelt. In der Realisierung einer technischen Aufgabenstellung unter Nutzung des Computers soll bisher erworbenes Wissen und Können angewendet und der Computerarbeitsplatz zur Problembearbeitung genutzt werden. [ST02] Informatische Inhalte im Wahlpflichtkurs Moderne MedienweltenDas Wahlpflichtfach Moderne Medienwelten kann an der Sekundarschule von Klasse 7 bis Klasse 10 belegt werden. Der Kurs behandelt verschiedene Medienarten vom Printbereich bis zur Computertechnologie und sieht sein Ziel darin, überzogene Differenzen in den verschiedenen Formen der Medienerziehung zu überbrücken. Die folgende Tabelle listet die Themen auf, welche aus informatischer Sicht interessant erscheinen. Tabelle 128: Informatische Themen in Moderne Medienwelten an der Sekundarschule
[ST03] Informatische Bildung auf dem GymnasiumEinführung in die Arbeit mit dem PCAm Gymnasium wird das Wahlpflichtfach Einführung in die Arbeit mit dem PC in den Jahrgangsstufen 7 und 8 im Umfang von jeweils einer Wochenstunde angeboten. Das zu erreichende Niveau an Sach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz sowie die didaktischen Grundsätze entsprechen denen der Sekundarschule (vgl. Kapitel 3.14.2.1). Tabelle 129: Themen der Einführung in die Arbeit mit dem PC am Gymnasium
Was an der Sekundarschule das Thema Einführung in die Arbeit mit dem Computer vermittelt, wird am Gymnasium im Bereich Grundaufbau und Bedienung eines Computersystems aufgegriffen, nämlich die Grundlagen der Computernutzung, des Betriebssystems, der Dateiverwaltung sowie wesentliche Aspekte des Software- und Urheberrechts. Auch die weiteren Themen sind analog zu denen der Sekundarschule, können allerdings wegen der zusätzlich zur Verfügung stehenden Zeit ausführlicher und vertieft behandelt werden. So behandelt der Themenkomplex Textverarbeitung und -gestaltung die Grundlagen von Standardsoftware anhand eines Textverarbeitungssystems, sodass die Schüler das Erstellen von Dokumenten erlernen. Internet – Recherche und Kommunikation ist eine Einführung in die Nutzung des Internets. Das Thema Tabellen und Diagramme vermittelt Grundfunktionen von Tabellenkalkulationsprogrammen, als auch das Erstellen von Diagrammen und das Rechnen in Tabellen. Schließlich werden die Phasen der Computergestützten Präsentationsgestaltung besprochen und unter Berücksichtigung der Layoutregeln eine eigene Präsentation erstellt. [ST04] Informatische Inhalte im Wahlpflichtkurs Moderne MedienweltenAm Gymnasium wird das Wahlpflichtfach Moderne Medienwelten in Jahrgangsstufe 9 in einem Umfang von 2 Wochenstunden angeboten. Ebenso wie an der Sekundarschule soll das Fach die Medienkompetenz fördern, aber auch die Brücke schlagen zwischen dem Fach Einführung in die Arbeit mit dem PC der Jahrgangsstufen 7 bis 8 und dem Wahlpflichtfach Informatik, welches ab der 10. Klasse belegt werden kann. Der Unterricht besteht aus zwei abgeschlossenen, auf einander aufbauenden Bausteinen, die jeweils innerhalb eines Halbjahres behandelt werden. In der Tabelle sind jene Bausteine und die darin enthaltenen Themen aufgelistet, welche aus informatischer Sicht von Interesse sind. Tabelle 130: Informatische Themen in Moderne Medienwelten am Gymnasium
Im ersten Halbjahr der Jahrgansstufe 9 wird der 26-stündige Baustein Medienwelten gestern und heute unterrichtet, dessen Inhalte aus Sicht der Informatik nur von bedingtem Interesse sind, da Film- bzw. Fernsehwelten einen großen Bereich bilden. Der zweite Baustein Medienproduktion umfasst 34 Stunden und ist anhand eines der vier Wahlthemen zu realisieren, wobei Wahlthema W-2 die Entstehung eines Films behandelt und daher in der Tabelle nicht erscheint. [ST03] Informatik in der OberstufeAm Gymnasium wird das Unterrichtsfach Informatik als zwei Wochenstunden umfassendes Wahlpflichtfach ab der Einführungsphase der Oberstufe in Jahrgangsstufe 10 angeboten. Informatik kann als fünftes, mündliches Abiturfach belegt werden. Ziel des Unterrichts ist das Erlernen informatischer Denk- und Arbeitsweisen sowie die gesellschaftliche Bedeutung von Informatiksystemen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die im Laufe des Informatikunterrichts der Oberstufe erworben werden, orientieren sich an den vier Leitlinien der Gesellschaft für Informatik (vgl. Kapitel 2.1.1). Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick der zu vermittelnden Inhalte, wobei die Reihenfolge nicht zwingend vorgegeben ist und von der Lehrkraft verändert werden kann. Tabelle 131: Themen des Informatikunterrichts in der Oberstufe Sachsen-Anhalts
In der Jahrgangsstufe 10 werden zunächst die Historie und die Grundlagen der Informationstechnik in Form eines vertiefenden Verständnisses über Aufbau und Funktionsweise von Informatiksystemen am Beispiel des von Neumann-Rechners vermittelt. Im Bereich der technischen Informatik liegt die Betonung auf der Logik der technischen Komponenten, die hier lediglich als funktionale Einheit aufgefasst werden. Neben den Begriffen der Codierung und grundlegenden logischen Schaltfunktionen und -elementen werden die Aufgaben eines Betriebssystems, das Schichtenmodell einer Rechenanlage und die Funktionsweise eines Dateimanagementsystems behandelt. Anschließend werden die erworbenen Kenntnisse im Rahmen einer Projektarbeit unter Nutzung von Standardsoftware gefestigt und systematisiert. Das Thema Informatik und Gesellschaft setzt sich mit den Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Informatiksystemen im Alltag und mit den sich daraus ergebenden Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit. Neben ethischen und normativen Gesichtspunkten werden auch gesetzliche und rechtliche Grundlagen besprochen. Anhand der in den Schulen vorhandenen Computer-Netzwerke lernen die Schüler die wesentlichen Aufgaben und Klassifizierungsmöglichkeiten dieser Netze kennen. Sie wissen um Protokolle, verschiedene Dienste und Adressierung in TCP/IP – Netzwerken und erstellen ein eigenes Webprojekt. Die Jahrgangsstufe 11 widmet sich im ersten Halbjahr vollständig dem Thema Algorithmenstrukturen und ihre Implementierung mittels einer objektorientierten Programmiersprache. Neben Definitionen und geeigneten Beschreibungsmitteln werden die Strukturierung von Programmabschnitten sowie die Gestaltung von Programmoberflächen behandelt. Darauf aufbauend steht im zweiten Halbjahr Informatisches Modellieren auf dem Lehrplan, wobei die Fähigkeiten im Umgang mit Algorithmierung und der Programmiersprache gefestigt werden sollen und ein vollständiger Softwareentwicklungszyklus durchlaufen wird. Das zweite Thema des Halbjahres bilden Strukturierte Datentypen und ihre Implementierung. Im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 12 werden im Rahmen eines von acht Wahlthemen die Grundlagen der entsprechenden Bereiche vermittelt. Zur Wahl stehen die Themen Modellbildung und Simulation, Analyse und Design eines Informatiksystems, Computergrafik, Abstrakte Datentypen und ihre Implementierung, Suchen und Sortieren von Daten, endliche Automaten und formale Sprachen, Kryptologie sowie der Einsatz von Datenbanken zur dynamischen Webseitengenerierung. Die 16 Stunden des zweiten Halbjahres stehen einer Projektarbeit zur Softwareentwicklung zur Verfügung, die in der Regel aus dem im ersten Halbjahr behandelten Wahlthema abgeleitet wird. [ST05] Download als PDF-Datei |
KontaktTU-Dresden Fakultät Informatik Institut für Software- und Multimediatechnik Arbeitsgruppe Didaktik der Informatik Verantwortlicher Hochschullehrer: Prof. Dr. paed. habil. Steffen Friedrich ![]() Betreut von: Dr. rer. nat. Bettina Timmermann ![]() Bearbeitet von: Moritz Weeger ![]() |