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BerlinZusammenfassung der informatischen Schulbildung in BerlinDie Berliner Grundschule ist 6-stufig und seit dem Schuljahr 2005/2006 generell Ganztagsschule, die über den Unterricht hinaus Betreuung von 6 bis 18 Uhr bietet. Das weiterführende Schulsystem gliedert sich in Haupt-, Realschule und das seit dem Schuljahr 2006/2007 stufenreduzierte Gymnasium, welches nun mit Jahrgangsstufe 12 endet. Darüber hinaus gibt es die hier nicht näher erläuterte Gesamtschule, in der alle Schulformen gemeinsam untergebracht sind und die Abiturprüfung nach 12 oder nach 13 Schuljahren abgelegt werden kann. Besonders begabte Schüler können bei erfolgreichem Test bereits nach Abschluss der 4. Klasse das Gymnasium besuchen und nach Jahrgangsstufe 11 die Abiturprüfung ablegen. Der Gebrauch des Rechners als Werkzeug ist bereits Bestandteil des Grundschulunterrichts, die eigentliche informatische Ausbildung kann in Jahrgangsstufe 7 mit der Informationstechnischen Grundbildung beginnen, die für die Schulen fakultativer Bestandteil des Lehrplans ist. Später kann die informatische Bildung an Realschule oder Gymnasium mit dem Wahlpflichtfach Informatik fortgesetzt werden. Am Gymnasium kann die Informationstechnische Grundbildung in Jahrgangsstufe 7 nur unter Verzicht auf Wahlpflichtfach 2 belegt werden [BE02]. [BE01] Tabelle 25: Positionierung des Informatikunterrichts in Berlin
ITG und Wahlpflichtfach Informatik in der Mittelstufe von Haupt-, Realschule und GymnasiumDie Informationstechnische Grundbildung leistet ihren Beitrag zu den Kompetenzbereichen Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung, wobei die dort zu vermittelnden Inhalte je nach Komplexität und Schulform in die ITG oder in das Wahlpflichtfach Informatik (nur Realschule und Gymnasium) fallen. Die ITG ist für die Schulen nicht obligatorisch [BE04], wird aber an den meisten Schulen Berlins im Umfang von einer Wochenstunde in einem Jahrgang unterrichtet. Meist findet dieser Unterricht geblockt innerhalb eines Halbjahres in Jahrgangsstufe 7 statt. Im Rahmenlehrplan Informatik werden Bildungsstandards ausgewiesen, die jeweils am Ende einer Doppeljahrgangsstufe erreicht werden sollen. Diese Bildungsstandards werden in die drei Niveaustufen „einfacher Standard“ (Hauptschule), „mittlerer Standard“ (Realschule) und „erweiterter Standard“ (Gymnasium) unterteilt, wobei das jeweils höhere Niveau das darunter liegende voraussetzt. Ebenso sind die Themen und die Inhalte jeweils einer Doppeljahrgangsstufe zugeordnet und den gleichen Niveaustufen wie die Standards unterworfen. Der informatische Unterricht findet in mehreren Projekten statt, mit dem Ziel, dass die in der jeweiligen Doppeljahrgangsstufe ausgewiesenen Kompetenzen in der Projektarbeit erworben werden. Rechner, spezielle Software und Programmiersprachen haben lediglich Werkzeugcharakter und sind nicht eigentlicher Inhalt des Unterrichts. Eine zusammenfassende Auflistung der in den Doppeljahrgangsstufen 7/8 und 9/10 zu erreichenden Bildungsstandards kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Tabelle 26: Bildungsstandards ITG und WP Informatik bis zur Mittelstufe
Module der Informationstechnischen Grundbildung (ITG)Die Informationstechnische Grundbildung ist in vier thematische Module gegliedert. Dabei sollen die Unterrichtsprojekte jeweils so gestaltet werden, dass mehrere Themenbereiche verbunden werden: 1. ITG1 Aufbau und Wirkungsweise von Informatiksystemen Dieses Modul beschreibt den nicht an spezielle Anwendungsbereiche gekoppelten Kompetenzbereich und ist in sämtliche Projekte integriert. Den Inhalt dieses Moduls bilden unter anderem die Vermittlung von Basiskenntnissen über Rechnerbedienung, Würmer und Viren und Datenschutz. 2. ITG2 Nutzung von Standardsoftware Zu diesem Modul gehört definitiv die Textverarbeitung, weitere Inhalte können z.B. Tabellenkalkulation und Präsentationstechniken sein. 3. ITG3 Informationsbearbeitung Dieses Modul dient den Methoden zur Gewinnung, Beurteilung, Veranschaulichung und Integration von Information und beschreibt ausschließlich Basiskompetenzen, die an jeder Schulform vermittelt werden. 4. ITG4 Leben mit vernetzten Systemen In diesem Modul steht der Rechnernutzen bei aktuellen und zukünftigen Alltagsaktivitäten im Vordergrund. Module des Wahlpflichtfachs Informatik an Realschule und GymnasiumDas Wahlpflichtfach Informatik für die Mittelstufe der Realschule und des Gymnasiums ist in fünf thematische Module gegliedert, wobei hier die Module 1 bis 3 Pflichtmodule darstellen: 1. WP1 Aufbau und Wirkungsweise von Informatiksystemen (Pflichtmodul) Dieses Modul beschreibt den nicht an spezielle Anwendungsbereiche gekoppelten Kompetenzbereich. Es werden informatische Methoden und Verfahrensweisen, wie der Entwurf von Algorithmen, und die Planung und Durchführung von Informatik-Projekten behandelt. 2. WP2 Leben mit vernetzten Systemen (Pflichtmodul) Hier werden die technischen Grundlagen der Rechnervernetzung, die darauf operierenden Dienste und die Bewertung von Chancen und Risiken der Vernetzung behandelt. 3. WP3 Informationssysteme (Pflichtmodul) Dieses Modul beschreibt die Behandlung verschiedener Datentypen, Datensammlungen und Datenbanken. Außerdem werden Rückschlüsse auf den Datenschutz gezogen. 4. WP4 Automatische und technische Systeme (Wahlmodul) Hier beschäftigen die Schüler sich mit Informatiksystemen, die in Geräten des alltäglichen Gebrauchs, des Verkehrs oder der industriellen Technik implementiert sind. 5. WP5 Multimedia (Wahlmodul) Mögliche Teilbereiche dieses Moduls sind die Pixel-, Vektorgrafik, Video, Audio und Musik. Denkbar ist auch eine Kombination der Inhalte zu einem einfachen Spiel. [BE01] Informatik in der gymnasialen OberstufeDer Informatikunterricht an der gymnasialen Oberstufe beschäftigt sich mit der Abstraktion und Modellbildung aber auch der Entwicklung von Informatiksystemen in Gruppenarbeit. Schüler ohne informatische Vorbildung können mit den Zusatzkursen Z1/Z2 in die Informatik einsteigen. Möchte man jedoch Informatik als Prüfungsfach belegen, so ist die Teilnahme am Wahlpflichtfach in Jahrgangsstufe 9 und 10 mit je 2 Wochenstunden oder die Teilnahme in Klasse 10 mit 3 Wochenstunden obligatorisch. Ein wichtiges Ziel des Unterrichts ist die Erkenntnis, dass eine geeignete Modellierung wesentlich für die Erstellung von Datenbanken, Softwareanwendungen und Automatenentwicklung ist. Das Erlernen von Programmiersprachen oder Programmdetails tritt hierbei in den Hintergrund. Neben überfachlichen Kompetenzen, wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Darstellung eigener Ideen und Verantwortungsbereitschaft, werden die folgenden sechs Fachkompetenzen vermittelt, die sich an den Leitlinien der Gesellschaft für Informatik orientieren (vgl. Kapitel 2.1.1): 1. Informatisches Modellieren 2. Mit Information umgehen 3. Informatiksysteme verstehen 4. Problemlösen 5. Kommunizieren und Kooperieren 6. Wechselwirkungen
zwischen Informatiksystemen, Mensch und Gesellschaft beurteilen Der Rahmenlehrplan Informatik beschreibt die vom Schüler mitzubringenden Voraussetzungen und die Standards, die innerhalb dieser Kompetenzen im Grundkurs- und im Leistungskursfach erreicht werden sollen. Der 3 Wochenstunden umfassende Grundkurs vermittelt wesentliche Arbeitsmethoden und grundlegende Sachverhalte der Informatik, wohingegen der 5 Wochenstunden umfassende Leistungskurs systematischer und vertiefender auf komplexe Sachverhalte und theoretische Fragestellungen eingeht. Die folgenden Tabellen zeigen einen zusammenfassenden Überblick über die abschlussorientierten Standards der jeweiligen Kompetenzen, wobei die dort aufgeführten Standards des Grundkurses auch im Leistungskurs beinhaltet sind. Tabelle 27: Informatisches Modellieren
Tabelle 28: Mit Information umgehen
Tabelle 29: Informatiksysteme verstehen
Tabelle 30: Problemlösen
Tabelle 31: Kommunizieren und Kooperieren
Tabelle 32: Wechselwirkung zw. Informatiksystemen, Mensch, Gesellschaft beurteilen
Um mit den Inhalten des Informatikunterrichts möglichst viele der zu vermittelnden Kompetenzen zu berücksichtigen, sind die Themenfelder Datenbanken, Rechner und Netze, Softwareentwicklung, Sprachen und Automaten und Informatik, Mensch und Gesellschaft als verbindlicher Bestandteil des Informatikunterrichts im Rahmenlehrplan ausgewiesen und werden sowohl im Grundkurs als auch im Leistungskurs mit unterschiedlicher Tiefe behandelt. Die folgende Tabelle zeigt eine zusammenfassende Übersicht der Inhalte, die in den Jahrgangsstufen 11 und 12 unterrichtet werden. Tabelle 33: Themenfelder und Inhalte des Informatikunterrichts in der Oberstufe
In der Jahrgangsstufe 11 wird zunächst das Themenfeld Datenbanken am Beispiel der Entwicklung eines Datenbanksystems behandelt und dabei jede Phase des Problemlöseprozesses durchlaufen. Durch die Auseinandersetzung mit Inhalten wie Datenschutz/Datensicherheit, Kryptologie und der Erfassung und Auswertung personenbezogener Daten finden die Schüler den Bezug zum Themenbereich Informatik, Mensch und Gesellschaft, der sich mit den Auswirkungen von Informatiksystemen auf das Individuum und die Gesellschaft befasst. Den zweiten Komplex dieser Jahrgangsstufe bildet die Softwareentwicklung, in der das methodische Vorgehen zur modellhaften Entwicklung von Softwaresystemen im Mittelpunkt steht. Im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 12 beschäftigen die Schüler sich mit Rechnern und Netzen, wobei nicht nur technisches Verständnis, sondern auch möglicher Missbrauch durch Spionage und Manipulation von Daten vermittelt werden soll. Außerdem wird hier ein Vertiefungsgebiet gewählt. Das letzte Halbjahr sieht die Bearbeitung einer komplexen, von den Schülern selbstständig zu lösenden Projektarbeit vor, die sich über mehrere Phasen der Softwareentwicklung erstreckt und mit der Erstellung eines Prototyps abschließt. [BE03] Download als PDF-Datei |
KontaktTU-Dresden Fakultät Informatik Institut für Software- und Multimediatechnik Arbeitsgruppe Didaktik der Informatik Verantwortlicher Hochschullehrer: Prof. Dr. paed. habil. Steffen Friedrich ![]() Betreut von: Dr. rer. nat. Bettina Timmermann ![]() Bearbeitet von: Moritz Weeger ![]() |